Samstag, 29. September 2012

Zickenterror

Letzte Woche in der Krabbelgruppe versuchte sich unsere Gruppenleiterin Gaby mal wieder in aktivem Doing Gender. Der Ablauf war grob wiedergegeben wie folgt:

  • Paul weinte ein Weile. Gaby fragte, was los sei und Pauls Mutter erklärte, dass Paul nun häufiger weinen würde, wenn er seinen Willen nicht bekäme. Gaby kommentierte dies nicht weiter.
  • Später weinte Tizia sehr ausdrucksstark und laut. Als es vorbei war, fragte Gaby wiederum Tizias Mutter, was denn los gewesen sei. Tizias Mutter erklärte, dass Tizia jetzt manchmal ordentliche Schreikrämpfe bekäme, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie möchte. Darauf hin sagte Gaby: "Zickenterror". Tizias Mutter antwortete dann entschieden: "Nein. Sie ist halt ein Menschlein, sie bringt ihre Meinung zum Ausdruck."
Dieser Vorfall ist bemerkenswert. Tizia ist unter den Kindern in der Krabbelgruppe, die etwa um ein Jahr alt sind, eine der Jüngsten. Paul beispielsweise ist zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Monate alt, Tizia jedoch erst 11 Monate. Dennoch ist sie in ihrer Entwicklung den anderen Kindern ihres Alters meist einen kleinen Tick voraus. Weiterhin ist sie wenig schüchtern und bereits als rabiater Schnullerdieb bekannt. Lola dagegen erfüllt nach Gabys Meinung alle Kriterien, um so ein richtiges Mädchen zu sein. Tizia nicht. Und ihre Mutter ist sichtlich stolz darauf, dass ihr Kind ein kleiner Draufgänger ist.


Nachtrag: Die Frage bleibt bestehen. Warum neigt ausgerechnet unsere Krabbelgruppenleiterin Gaby zu diesen aktiven Geschlechtszuordnungen? Liegt es an meiner Wahrnehmung? Liegt es daran, dass sie zehn bis fünfzehn Jahre älter ist, als die meisten Mütter und Väter der Gruppe? Liegt es daran, dass sie professionell mit Kindern arbeitet? Ist es Zufall? Ist es eine reine Sache der Verteilung, da Gaby bei weitem die meisten Redebeiträge hat und als Gruppenleiterin von ihr erwartet wird, alles zu kommentieren?

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