Dienstag, 18. September 2012

Teddybär

Letztens hatte ich die süßeste Begebenheit überhaupt. Ich habe einen Overall geerbt, der ist aus hellbraunem Langflor-Mikrofaserstoff und hat eine Kapuze, an die zwei kleine Ohren drangenäht sind. Also sieht das Baby darin aus wie ein kleiner süßer Kuschelbär. Langsam passt dieses Teil Emma und es wird ja auch herbstlich kühl, also habe ich es ihr angezogen. Wir waren kurz in der Bank, um eine Überweisung am Automaten einzugeben. Ich hatte Emma auf dem Arm und hackte gleichzeitig auf diese Metalltastatur ein. Diese Automatentastaturen sind irgendwie widerspenstig, und so hörte ich nur mit halbem Ohr, wie neben mir ein Gespräch stattfand:
Kinderstimme: "Bububuur"
Frauenstimme: "Schatz, den haben wir nicht mit."
Kinderstimme: "Bububuur"
Frauenstimme: "Wir fahren gleich nach Hause, dann bekommst du ihn."
Etwa in der Form ging es weiter, ich hatte dem keine große Beachtung geschenkt. Aber als ich grade meine Quittung aus dem Gerät zog, da rief die Frauenstimme aus: "Ach, du meinst das Baby!". Ich guckte die Frau an, die Frau guckte Emma an, Emma guckte ihr Kind an. Ich folgte Emmas Blick. Ein kleines Mädchen saß in einem Buggy und hatte einen Schnuller im Mund, den sie nun betont weit rausrücken ließ, als sie sagte: "Pebbibär". "Ja" sagte die Frau "das Baby sieht aus wie ein Teddybär." Wir freuen uns alle gemeinsam ein bisschen.
Einige Tage später gehen wir mit dem Teddybär einkaufen. Wir wollen schnell machen und haben keine Lust die Babyschale wieder im Einkaufswagen mitzunehmen. Außerdem sind unsere Einkaufswagen-Euros mal wieder verschwunden und wir haben kein passendes Kleingeld. Also wird der Teddybär durch den Supermarkt getragen. Es ist schon recht spät, geht auf zwanzig Uhr zu. Wir eilen durch den Supermarkt und laden sodann alles auf das Kassenband. An der Kasse klatscht der Teddybär seine Hand fortwährend auf den Halter für das Wechselgeld. "Na. Ist der Kleine noch nicht müde?" fragt die Kassiererin. "Nee." sage ich "hatte heute Nachmittag ein langes Schläfchen." Worauf sie entgegnet: "Na dann macht er jetzt die Nacht zum Tag." Ich antworte: "So bis zehn elf Uhr wird das jetzt noch dauern."
Dann gehen wir zum Auto und packen den Teddybären wieder in seine Babyschale. "Eigentlich" sage ich zu meinem Mann "ist doch hellbraun eine neutrale Farbe. Aber ich habe festgestellt, wenn sie was Geschlechtsneutrales trägt, dann denken die meisten erstmal sie wäre ein Junge." Mein Mann lacht kurz. "Ja, genau wie die Kassiererin grade. Die hat immer 'er' gesagt." antwortet er "Und wir haben nichts dazu gesagt." "Warum auch?" frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern. Wir suhlen uns kurz gemeinsam in dem Gefühl, wie postmodern wir doch sind.
Der Teddybär fährt durch den Wald

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