Donnerstag, 25. Oktober 2012

Bob

Heute in der Krabbelgruppe hat der Vater von Bob zu seinem Sohn "meine kleine Prinzessin" gesagt. Bei Gaby gab es dafür direkt die Nachfrage bei Bobs Mutter. Die reagierte nicht grade aussagekräftig. Jedoch deutete die an, dass Bobs Vater das häufiger sagt. Als Begründung dazu sagte er, dass ihr älteres Kind, ihre Tochter, so ganz anders gewesen wäre in dem Alter. Ein Wildfang, immer aktiv und neugierig. Kletterte überall drauf, spielte gern draußen und scherte sich nicht um Schmutz. Bob dagegen sei ziemlich ruhig, möge es gar nicht schmutzig zu werden und spiele gern mit Puppen oder Küchenspielzeug, was seine Schwester nie interessiert hatte.
Ich bin nicht so sicher, wie ich dieses Verhalten von Bobs Vater einordnen soll. Beide Eltern scheinen nicht die geringsten Ambitionen zu haben ihre Kinder von geschlechtsuntypischem Verhalten abzuhalten. Der Vater schien sogar auf beide Kinder deshalb stolz zu sein. Dennoch konnte ich nun schon zum zweiten Mal beobachten, dass er das Verhalten seiner Kinder trotzdem explizit als jungen- oder mädchenhaft labeln möchte.
Dies kann man nun ganz unterschiedlich deuten. Einerseits ist es natürlich ein Festhalten daran das Verhalten kleinster Kinder bereits unbedingt im Rahmen von Geschlechtsstereotypen wahrzunehmen. Aber andererseits ist das selbstbewusste Pochen darauf, dass es bei seinen Kindern 'andersherum' auftritt ja schon fast ein politisches Statement. So nach dem Motto: 'Seht ihr? Das geschlechtstypische Verhalten hängt nicht vom biologischen Geschlecht ab!' Ich bin ziemlich sicher, dass beides hineinspielt.
(Es ist eventuell ein Hinweis darauf, dass selbst bei emanzipierten Menschen das Geschlecht als Wahrnehmungsmuster sehr zentral bleibt.)

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